Medical Tribune
25. Nov. 2012Auch andere Erreger mischen mit

Erythrasma birgt buntes Erreger-Gemisch

Keineswegs nur als klassische Leistenhaut-Läsion kommt das Erythrasma vor. Vielen Kollegen ist nicht bewusst, dass sich diese Hautinfektion auch gern in den Interdigitalräumen der Zehen breitmacht. Das interdigitale Erythrasma wird – insbesondere bei Leistungssportlern – sogar als häufigste bakterielle Infektion der Füsse angesehen, wie Prof. Nenoff ausführt. Neben Achselhöhlen und Flanken können bei Frauen auch die Submammärregion und die grossen Labien befallen sein.

Als prädisponierende Faktoren gelten

  1. Diabetes 
  2. Adipositas,
  3. Hyperhidrosis und
  4. Immundefekte.

Das braunrote Erythem lässt sich typischerweise mit Wood-Licht zu korallenroter, brillanter Fluoreszenz "provozieren". Ein weiteres Standbein der Diagnostik ist die bakteriologische Untersuchung, wobei oft die einfache Gramfärbung zum Nachweis der grampositiven diphteroiden Bakterien genügt.

C. aurimucosum zwischen den Zehen

Lehrbuch-Inhalte, nach denen Corynebakterium minutissimum als alleiniger Erythrasma-Auslöser aufgeführt wird, müssen vermutlich als überholt gelten. Neben anderen Corynebakterien-Arten (z.B. C. jeikeium oder C. pseudotuberculosis) kommen möglicherweise weitere Bakterienspezies als Verursacher der Hautläsionen infrage, so der Experte. Aus den Zehenzwischenräumen eines 78-Jährigen mit Erythrasma interdigitale isolierten Forscher kürzlich beispielsweise C. aurimucosum und Microbacterium oxydans.

Gerade bei einem Befall der Füsse lauert diagnostische Irrtumsgefahr: Das interdigitale Erythrasma wird gern mit der Tinea pedis verwechselt, in einer türkischen Studie war dies bei fast jedem zweiten Patienten der Fall. Wie auch in einer weiteren Untersuchung aus Mexiko verlief zwar die bakteriologische Untersuchung negativ, die Wood-Licht-Fluoreszenz liess jedoch an der richtigen Diagnose keinen Zweifel. In einem Teil der Fälle fanden sich zusätzlich Pilze – man sollte also das gleichzeitige Vorliegen von Zehen-Erythrasma und Fusspilz häufiger in Betracht ziehen, folgert Prof. Nenoff.

Makrolid-Antibiotika und Antimykotika im Einsatz

 Hin und her geht es immer noch bei der Diskussion um die optimale Erythrasma-Therapie. Verwendet werden bei dieser Indikation:

  • antibakterielle Substanzen wie Erythromycin lokal,
  • Makrolid-Antibiotika systemisch (bei ausgeprägtem Verlauf oder schlecht zugänglicher Erythrasma-Lokalisation) sowie
  • lokal einsetzbare Antimykotika der Imidazol-Gruppe (Clotrimazol, Bifonazol, Tioconazol).

In einer aktuellen Arbeit berichteten Kollegen auch von ersten guten Therapie-Erfolgen mit Fusidinsäure: Die topische Applikation der Substanz erwies sich sogar einer oralen Makrolid-Therapie als überlegen
In den Augen von Prof. Nenoff stellt die Imidazoltherapie eine besonders interessante Option dar. So erweist sich beispielsweise das breit wirksame Bifonazol nicht nur als effektiv gegen alle möglichen humanpathogenen Pilzarten (von Trichophyton rubrum über Malassezia-Stämme bis hin zum problematischen Hefepilz Candida glabrata).

Das Antimykotikum hat in eigenen Untersuchungen von Prof. Nenoff und Mitarbeitern sowohl gegen Corynebakterium minutissimum als auch gegen viele andere erythrasmaverdächtige Corynebakterien hohe In-vitro-Aktivität entfaltet. Dies passt gut zu der klinisch bekannten Wirksamkeit des Imidazol-Derivates gegen die oberflächliche Infektion der Intertrigines.

Bei Fuss-Erythrasma auch nach Pilzen suchen!

Vor dem Hintergrund, dass sich insbesondere beim Erythrasma der Zehen eine bunte Erregervielfalt an den Füssen tummelt, scheint neben klinischer Untersuchung und Wood-Licht auch mykologische Labordiagnostik sinnvoll. Nach Ansicht Prof. Nenoffs sollte man ein Lokaltherapeutikum wählen, welches sowohl die auslösenden Bakterien als auch evtl. vorhandene Pilze bekämpft.

Quelle: P. Nenoff et al., Akt Dermatol 2012; 38: 347–359