Medical Tribune
15. Mai 2014

Venenstrumpf nutzlos?

Die Kompression mit elastischen Stützstrümpfen soll die venöse Hypertension und den Reflux reduzieren und so das postthrombotische Syndrom (PTS) verhindern. Doch die Datenlage zur klinischen Effektivität der Strümpfe ist eher dünn.

Klarheit sollte nun eine multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte Studie bringen. Nach ihrer ersten proximalen tiefen Beinvenenthrombose trugen 420 Patienten zwei Jahre lang knielange Kompressionsstrümpfe (Druck 30 bis 40 mmHg) und 396 Teilnehmer Placebo-Strümpfe (Druck unter 5 mmHg). Als primärer Studienendpunkt war das Auftreten eines postthrombotischen Syndroms definiert (mit einem zeitlichen Abstand von mindestens einem halben Jahr nach der Thrombose).

Risikofaktoren für PTS besser beachten!

Das Ergebnis der Studie war ernüchternd: Nach zwei Jahren hatten 14,2 % der Patienten aus der Gruppe mit Verum-Kompression ein postthrombotisches Syndrom, im Placebokollektiv betrug die entsprechende Rate 12,7 %. An der Compliance lag es nicht. Denn der Vergleich von Patienten, die die Strümpfe nicht regelmässig bzw. nicht bis zum Ende der Studie getragen hatten, mit therapietreuen Probanden ergab keine Unterschiede im Outcome.

Aufgrund dieser enttäuschenden Studiendaten zur PTS-Prophylaxe mit Kompressionsstrümpfen sollte noch intensiver als bisher auf die Risikofaktoren für eine tiefe Beinvenenthrombose geachtet werden, fordern die Autoren. So könne man durch geeignete Massnahmen eventuell die Thrombose verhüten.

Quelle: Susan R. Kahn et al., Lancet 2014; 383: 880–888