Medical Tribune
31. Aug. 2023Erste klinische Studie überrascht mit guten Resultaten

Kabelloser Zweikammer-Schrittmacher bewährt sich

Ein kabelloser Zweikammer-Herzschrittmacher hat in einer ersten klinischen Studie die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen. Damit erweitert sich der Personenkreis, der von einem kabellosen System profitieren kann.

Ein kabelloser Zweikammer-Schrittmacher hat sich in einer ersten klinischen Studie bewährt.
Petra Beerhalter/stock.adobe.com

In 55 Zentren erprobte das niederländische Team das über die V. femoralis perkutan eingebrachte System (1). Es besteht aus einer Vorhof- und einer Kammerkomponente, die bidirektional drahtlos miteinander kommunizieren.

Eingeschlossen wurden Teilnehmer mit einer konventionellen Indikation für einen Zweikammer-Herzschrittmacher. Von den 300 Studien­patienten litten knapp zwei Drittel an einer Funktionsstörung des Sinusknotens, die übrigen an einem AV-Block. Für diese Arrhythmien hätten die Betroffenen bislang konventionelle Schrittmacher benötigt. Diese Systeme sind zwar effektiv, es kommt aber recht häufig zu Komplikationen wie Infektionen der Schrittmachertasche oder Elektrodenbrüchen.

90 Prozent der Patienten zeigten koordinierte Kontraktion

Über drei Monate hinweg erfüllte das Gerät die Zielvorgaben oder übertraf sie sogar. Bei mehr als 90 Prozent der Teilnehmer erreichte der Schrittmacher die Schwellenwerte für Reizung und Wahrnehmung von Vorhofkontraktionen und ermöglichte so die Zusammenarbeit von Vorhof und Kammer.

Die Komplikationsrate war hingegen mit weniger als zehn Prozent gering. Bei knapp einem Drittel der davon betroffenen Patienten kam es zum Vorhofflimmern, das die Ärzte per Kardioversion in den Griff bekamen. Bei zwei Teilnehmern trat ein Perikarderguss auf, der in einem Fall auf konservative Massnahmen ansprach und im anderen über eine Punktion entlas­tet werden konnte.

Acht Schrittmacher-Revisionen waren bis Tag 90 notwendig

Während der Implantation kam es bei sechs Patienten zu Dislokationen einer der beiden Komponenten, was sich noch intraoperativ korrigieren liess. Drei der fünf Herzkranken, bei denen es postoperativ zur Dislokation kam, bekamen ein neues Gerät.

Bis Tag 90 erfolgten acht Revisionen: sechs wegen der Verlagerung des atrialen Schrittmacheranteils, eine wegen fehlerhafter Kommunikation der beiden Komponenten untereinander, eine weitere wegen anderer Funktionsstörungen des Geräts.

Das Zweikammer-Schrittmacher-System hat in der Studie den primären Sicherheitsendpunkt erreich, schreiben die Autoren.