Früh gestartete HIV-Therapie wieder absetzen?
Kann eine HIV-Therapie, die kurz nach der Serokonversion startet, eine lang anhaltende Immunität auslösen? Diese Frage prüfte eine Studie.
Ein spanische Forschergruppe untersuchte den immunologischen Status von 259 HIV-Patienten. Alle hatten innerhalb von drei Monaten nach HIV-Serokonversion eine kombinierte antiretrovirale Therapie über durchschnittlich 1,3 Jahre erhalten und nach Erfolg (HIV-RNA < 50 Kopien/ml) abgebrochen.
Langfristige Immunität nur bei 5,5 Prozent
Nur bei elf Probanden (5,5 %) kam es in den nächsten zwei Jahren nicht zum Rezidiv, bei den anderen vergingen im Schnitt 1,7 Monate, bis sich das Virus zurückmeldete. Dieses Ergebnis zeigt, dass eine anhaltende immunologische Kontrolle nach kurzfristiger HIV-Therapie zwar selten, aber möglich ist, schreiben die Autoren in den "Archives of Internal Medicine".
Möglicherweise liegt der Anteil der Dauer-Responder sogar höher als ermittelt, denn die meisten Teilnehmer erhielten ihre Therapie vor dem Jahr 2001 – und damit vor Einführung potenterer Kombinationen. Insgesamt reichen die Daten aber nicht aus, um eine Unterbrechung der Behandlung nach frühem Beginn zu empfehlen. Dr. Mitchell Katz aus Los Angeles rät in seinem Kommentar sogar dringend davon ab.
HIV: Mehr Therapie besser als Abbruch
Zum einen sei die Therapie effektiver und weniger nebenwirkungsträchtig als früher. Und zum anderen wisse man heute viel mehr über die subtilen Schäden, die HIV auch beim scheinbar gesunden Individuum anrichtet. Deshalb scheint "mehr Therapie" in jedem Fall die bessere Wahl zu sein, meint der Kollege.
Quelle:
1. Sara Lodi et al., Arch Intern Med 2012; 172: 1252-1255;
2. Mitchell H. Katz; a.a.O.: 1256