Medical Tribune
13. März 2015Mit wenig Salz schmeckt‘s auch

Risikofaktor Salz: Wie gefährlich ist NaCl im Essen wirklich?

Zu viel Kochsalz kann schädlich sein kann. Aber nur die wenigsten versuchen ihren Konsum einzuschränken. Die Folgen sind potenziell fatal. Deshalb ist noch sehr viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

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Die aktuelle Hypertonie-Leitlinie der ESC* empfiehlt bei  Bluthochduck dringend eine Salzrestriktion.1 Doch wie gefährlich ist eine erhöhte Salzaufnahme tatsächlich? Steigt mit ihr die Anzahl der Todesfälle kardiovaskulärer Ursache? US-Wissenschaftler berechneten das Risikopotenzial eines überhöhten Natriumkonsums.2

Dazu analysierten sie weltweite Studiendaten zur Natriumzufuhr, zur Dosis-Wirkungsbeziehung von Natrium und Blutdruck sowie über den Zusammenhang von Blutdruck und Herz-Kreislauf-bedingter Mortalität. Auf dieser Basis kalkulierten sie modellhaft den Einfluss des Natriumkonsums auf die Rate kardiovaskulärer Todesfälle. Danach lag die durchschnittliche globale Natriumaufnahme im Jahr 2010 bei 3,95 g pro Tag – also fast doppelt so hoch, wie die von der WHO empfohlene Maximalmenge von 2 g/d (entsprechend 5 g Salz pro Tag).

Für Deutschland wurde ein Durchschnittswert von 3,6 g täglicher Natriumaufnahme ermittelt. Die Forscher konnten zudem eine lineare Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Natriumzufuhr und Blutdruck feststellen: Pro 2,30 g weniger Natrium je Tag , verringert sich demnach der Blutdruck um 3,82 mmHg.

Insgesamt berechneten die Forscher, dass im Jahr 2010 weltweit fast 1,65 Millionen Menschen an den kardiovaskulären Folgen eines überhöhten Natriumkonsums (> 2 g/d) zu Tode kamen. Damit verursachte das Elektrolyt ein Zehntel aller Herz-Todesfälle. Etwa 40 % der Betroffenen starben vor ihrem 70. Geburtstag.

Auch in Deutschland waren nach den Berechnungen im Jahr 2010 rund 21 000 Herz-Kreislauf-Todesfälle dem überhöhten Natriumkonsum geschuldet. Das bedeutet aber nicht, dass Ihre Patienten nun umgehend sämtliche Salzstreuer aus dem Haushalt verbannen sollten. Denn nach Daten einer prospektiven Studie mit über 100 000 Teilnehmern aus 17 Ländern ist bei einem zu geringen Salzkonsum das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ebenfalls erhöht.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei vermutlich die bei einem niedrigen Natriumspiegel gesteigerte Aktivität des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, schreiben die Autoren.3 Der goldene Mittelweg liegt laut der ESC-Leitlinie zum Management der arteriellen Hypertonie bei 5-6 g Salz pro Tag. Diese Empfehlung wird mit Evidenzgrad IA bzw. IB gegeben und steht damit auf der gleichen Stufe wie die Gewichtsreduktion oder der Rauchstopp.

Eine Gruppe deutscher Kardiologen begrüsst in einem Kommentar der Leitlinie die Tatsache, dass der Einfluss von Lebensstilanpassungen zunehmend an Evidenz gewinnt.4 Die Autoren fordern jedoch zusätzliche Studien zu praxisnahen Interventionsstrategien, um auch die Compliance der Patienten für die empfohlenen Adaptationen zu verbessern.

* European Society of Cardiology

1. ESC Pocket Guidelines, 2013
2. Dariush Mozaffarian et al., N Engl J Med 2014; 371: 624-634
3. Martin O´Donnell et al., a.a.O.: 612-623
4. Ulrich Kintscher et al., Kardiologe 2014; 8: 223-230