Medical Tribune
9. Sep. 2023CONTACT-03-Studie stellt Rechallenge infrage

RCC: Keine Rechallenge nach Immuntherapie

Die Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms wurde unter anderem durch Checkpoint-Inhibitoren immer effektiver. Doch was kommt danach? Die Ergebnisse der CONTACT-03-Studie erteilen der Rechallenge mit einer erneuten Immuntherapie eine Absage.

Eine Rechallenge mit Atezolizumab ging in der CONTACT-03-Studie ins Leere.
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Eine Rechallenge mit Atezolizumab ging in der CONTACT-03-Studie ins Leere.

Bild: T-Zellen (grün) infiltrieren Tumorgewebe (blau)

PD(-L)1-Inhibitoren sind inzwischen ein wichtiger Eckpfeiler in der Krebsbehandlung bis in die erste Linie hinein. Nicht nur beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC) stellt sich damit die Frage nach den Folgetherapien.

Funktioniert die Rechallenge mit Immuncheckpoint-Inhibitoren?

Eine Therapie, die sich in randomisiert-kontrollierten Studien nach einer initialen Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren als wirksam erwiesen hat, sind bislang nur die VEGFR-Hemmer. Es wird laut Professor Dr. Toni K. ­Choueiri vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston aber immer häufiger auch eine «Re­challenge» versucht, das heisst eine erneute Gabe von PD(-L)1-Inhibitoren. Am ASCO präsentierte er die primäre Analyse der ­CONTACT-03-Studie, deren Ergebnisse dieses Vorgehen infrage stellen (1).

Die Autoren verglichen Wirksamkeit und Sicherheit von Atezolizumab zusätzlich zum VEGFR-Blocker Cabozantinib (n = 263) mit Letzterem alleine (n = 259). Eingeschlossen waren Patienten mit mRCC, die gemäss der Bildgebung einen Progress nach oder unter einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie in der ersten oder zweiten Linie erlitten hatten. Rund zwei Drittel der Patienten hatten zuvor auch schon einen VEGFR-TKI erhalten. Ko-primäre Endpunkte umfassten das unabhängig beurteilte progressionsfreie (PFS) und Gesamtüberleben (OS).

Kein Unterschied in der Progressionsfreiheit bei Rechallenge

Die Ergebnisse enttäuschten: Das mediane PFS betrug im Prüfarm 10,6 Monate vs. 10,8 Monate in der Kontrollgruppe. Subgruppenanalysen ergaben keinen Hinweis, dass bestimmte Patienten möglicherweise doch von der Hinzunahme von Atezolizumab profitieren.

Die Interims­analyse des OS liess ebenfalls wenig Hoffnung auf eine Überlegenheit der Kombination zu. Das mediane OS erreichte unter Atezolizumab-Cabozantinib 25,7 Monate und war unter der Monotherapie noch nicht erreicht. Die Ansprechraten in beiden Gruppen ähnelten sich.

Unterschiede in den Studiendesigns könnten verschiedenes Ansprechen begründen

Es gibt durchaus eine Rationale, nach einem Checkpoint-Inhibitor noch einmal einen solchen einzusetzen, erläuterte Diskutant Professor Dr. Dr. ­Davis A. ­Braun von der Yale School of Medicine in New Haven (2).

In der ­KEYNOTE-146-Studie hatte Pembrolizumab plus Lenvatinib bei 62,5 Prozent der mit Checkpoint-Inhibitoren vorbehandelten mRCC-Patienten zu einem partiellen Ansprechen geführt. Der Experte selbst habe im Kreise der Kollegen herumgefragt und ein Drittel versuche auch im klinischen Alltag eine solche Rechallenge.

Kritisch in der CONTACT-03-Studie sei, dass die erneute Immuntherapie teilweise direkt nach der vorangegangenen erfolgte. Die Besetzung der PD1-Rezeptoren dauere aber lange an und wirke entsprechend nach. Das könne aber nicht erklären, warum auch im Falle einer länger zurückliegenden Checkpoint-Inhibitor-Behandlung die Rechallenge nicht wirksam war. Das wesentliche Ergebnis von CONTACT-03 ist: Cabozantinib ist eine wirksame Therapie, wenn Erkrankte mit mRCC Checkpoint-Inhibitor-refraktär sind.