Medical Tribune
31. Okt. 2022Hoher Konsum künstlicher Süssstoffe birgt Risiken

Mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle mit Aspartam, Sucralose & Co?

Sie versüssen Getränke, Müsliriegel und Kaffee ganz ohne zusätzliche Kalorien – aber sie sind nicht unbedingt gesünder als Zucker. Künstliche Süssstoffe wie Aspartam, Acesulfam-K und Sucralose könnten mit einem erhöhten kardio- und zerebrovaskulären Risiko verbunden sein, zeigt eine neue Studie (1).

small glass bowl full of assorted artificial sweetener envelopes
Juanmonino/gettyimages

Forschende um ­Charlotte Debras­ von der Université de Paris analysierten die Daten von 103.388 Erwachsenen aus Frankreich mit einem Durchschnitts­alter von 42 Jahren, die im Rahmen einer webbasierten Kohortenstudie von 2009 bis 2021 Auskunft über ihre Ernährungsgewohnheiten und Erkrankungen gegeben hatten. Der Anteil an Frauen war mit 79,8 Prozent in der Stichprobe vergleichsweise hoch.

Aspartam, Acesulfam-K und Sucralose: Mehr Herzinfarkt, mehr Schlaganfall

Halbjährlich fertigten die Teilnehmenden an drei Tagen ein 24-stündiges Protokoll aller von ihnen konsumierten Mahlzeiten und Getränke an. Hierzu konnten sie ein Foto hochladen oder – falls bekannt – direkt die verzehrte Menge angeben.

37 Prozent der Befragten nahmen künstliche Süssstoffe zu sich, vor allem in Softdrinks, als Süssstofftabletten für Kaffee und Tee, in Joghurts, Fertiggerichten und Diätprodukten. Aspartam kam in den Produkten mit Abstand am häufigsten zum Einsatz, gefolgt von Acesulfam-K und Sucralose.

Teilnehmer mit einem höheren Konsum von Süssstoffen (Aufnahme oberhalb des geschlechtsspezifischen Medians) hatten im Vergleich zu Nichtkonsumenten ein um knapp zehn Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei betrug die mediane Nachbeobachtungszeit rund neun Jahre.

Bei den einzelnen Süssstoffarten lag Aspartam beim Risiko für zerebrovaskuläre Ereignisse vorne (Hazard Ratio, HR, 1,17). Acesulfam-K und Sucralose waren dagegen eher mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzerkrankungen verbunden (HR 1,40 bzw. 1,31).

Studie unterschätzt Effekt potenziell sogar noch

Die Forscher weisen in ihrer Arbeit darauf hin, dass die Studienteilnehmer eher weniger Süssstoffe konsumierten als in der französischen Bevölkerung üblich – bei Aspartam z.B. lag die Aufnahme in der Studie bei 0,49 mg/kg Körpergewicht pro Tag; in der ­Gesamtbevölkerung sind es dagegen 1,29 mg/kg pro Tag. Sie spekulieren, dass die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von künstlichen Süssstoffen auf die Herzgesundheit in der Allgemeinbevölkerung vermutlich noch höher liegen.

Referenz