Medical Tribune
29. Juli 2022Prävention

Non-HDL-C ist das neue Ziel für den Statineinsatz bei Diabetes

Die Statintherapie zielte bislang auf möglichst niedrige LDL-Cholesterin-Werte ab – nicht zuletzt im Rahmen der diabetologischen Primär- und Sekundärprävention. Einige europäische und US-amerikanische Fachgesellschaften haben aber bereits ein anderes Ziel im Visier. Und das mit gutem Grund.

Offene Verpackung mit Medikamententabletten, auf der „Statin Medication“ steht, liegt in der Nähe von Stethoskop, Ergebnisanalyse zu Cholesterin (Lipidpanel) und EKG
Shidlovski

Im Zuge einer grossen Metaanalyse untersuchten britische Forscher, wie unterschiedliche Statine die Senkung von Cholesterin und kardiovaskulären Endpunkten beeinflussen (1). Dazu zogen sie 36 randomisierte Studien mit knapp 11.700 Patienten mit Diabetes und erhöhtem kardiovaskulärem Risiko heran. Ihr Augenmerk richteten sie primär auf das Non-HDL-C (d.h. Gesamt- abzüglich HDL-C). Dieses ist möglicherweise stärker mit dem kardiovaskulären Risiko verbunden als LDL-C, da es auch andere, für die Entstehung einer Atherosklerose wesentliche Bestandteile enthält, etwa Lipoprotein (a) oder Lipoproteine intermediärer Dichte.

Rosuvastatin senkte Non-HDL-C am stärksten

Die stärkste Senkung des Non-HDL-C gegenüber Placebo nach durchschnittlich zwölf Wochen gelang mit hoch oder moderat dosiertem Rosuvastatin. Fast ebenso gut schnitten Simvastatin und Atorvastatin ab – jeweils in hoher Dosierung. Der traditionelle Zielparameter LDL-C wurde hingegen durch hoch dosiertes Simvastatin und Rosuvastatin am wirkungsvollsten gesenkt.

Bei isolierter Betrachtung der mehr als 4.600 Patienten mit besonders hohem Herz-Kreislauf-Risiko, zeigte sich hingegen, dass diejenigen, bei denen bereits eine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung vorlag, mit hoch dosiertem Atorvastatin die bes­te Absenkung des Non-HDL-C erreichten. Bei moderater Dosierung von Atorvastatin ereigneten sich darüber hinaus signifikant weniger nichttödliche Herzinfarkte. Gegenüber Placebo konnte diese Substanz das Risiko in etwa halbieren. Hinsichtlich nichttödlichen Schlaganfällen und kardiovaskulär bedingter Mortalität gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den geprüften Substanzen.

Diese Ergebnisse unterstreichen Empfehlungen, die bereits jetzt beispielsweise in den Leitlinien des National Institute for Health and Care Excellenz (NICE) seit April 2021 verankert sind. Demzufolge sollte sich bei Patienten mit Diabetes das Management des Lipidprofils künftig nach dem Non-HDL-C richten und nicht länger auf eine Senkung des LDL-C abzielen.

Referenz