Medical Tribune
1. Juni 2021Treffer ins Schwarze verfehlt

Intermittierende BRAF/MEK-Inhibition beim Melanom ohne Vorteil

Das maligne Melanom verantwortet hierzulande mehr als 90 % der Todesfälle durch Hauttumoren.

Um Resistenzen zu umgehen, lohnt sich bei Melanompatienten eine Therapieunterbrechung von BRAF/MEK-Hemmern scheinbar nicht. Die Daten einer Phase-II-Studie deuten sogar darauf, dass die Strategie das progressionsfreie Überleben der Erkrankten verkürzt.

Präklinische Forschungsergebnisse hatten nahegelegt, dass Einnahmepausen während einer BRAF- und MEK-gerichteten Melanombehandlung helfen könnten, erworbene Resistenzen gegen BRAF-Blocker hinauszuzögern, erklärte Professor Dr. Ralf Gutzmer von der Medizinischen Hochschule Hannover. Er stellte in diesem Zusammenhang die randomisierte, unverblindete Phase-II-Studie S1320 vor, in der Wissenschaftler diese Hypothese klinisch geprüft hatten.

Eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Alain P. Algazi von der University of California in San Francisco schloss in die Studie Menschen mit BRAFV600-mutierten metastasierten und nicht reserzierbaren Tumoren ein.1 Daraufhin untersuchten sie, wie sich Unterbrechungen während einer Kombinationstherapie mit dem BRAF-Hemmer Dabrafenib und dem MEK-Inhibitor Trametinib auf das progressionsfreie Überleben der Melanompatienten auswirkten.

Längere Progressionsfreiheit dank kontinuierlicher Gabe

Alle Teilnehmer erhielten die ersten acht Wochen lang durchgehend beide Substanzen. Anschliessend wurden Patienten mit nicht progredienten Melanomen 1:1 randomisiert. 105 von ihnen nahmen die beiden Inhibitoren kontinuierlich weiter ein, weitere 101 Personen pausierten die Behandlung im Wechsel jeweils für drei Wochen und setzten sie anschliessend fünf Wochen lang fort.

Entgegen der ursprünglichen Annahme blieben diejenigen, die Dabrafenib und Trametinib durchgehend erhalten hatten, mit median 9 Monaten versus 5,5 Monaten signifikant länger progressionsfrei als die Teilnehmer unter intermittierender Therapie, berichtete Prof. Gutzmer. Das mediane Gesamtüberleben unterschied sich nicht signifikant zwischen den Armen, so der Experte weiter.

Schwere behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse der Grade 3 und 4 traten zwar unter steter Einnahme tendenziell etwas häufiger auf, statistisch waren die Unterschiede jedoch für beide Grade nicht signifikant. In beiden Studienarmen stellte die Fatigue die häufigste schwere Nebenwirkung dar. Unter fortlaufender Therapie entwickelten mit sechs versus einem Patient signifikant mehr Personen eine schwere Pyrexie von Grad 3/4. Die Daten belegen, dass die Behandlungspausen das progressionsfreie Überleben eher verkürzten anstatt es zu verlängern, schlussfolgerte Prof. Gutzmer. Die kontinuierliche Gabe von Dabrafenib und Trametinib scheine daher auch weiterhin die geeignetste Einnahmeform zu bleiben, so der Kollege aus Hannover weiter.

1. Algazi AP et al. Nat Med 2021 Oct; 26(10): 1564–1568.

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