Medical Tribune
2. Sept. 2019Ovar- oder Tubenprozesse haben nur ein geringes Malignitätsrisiko

An den Adnexen hängen

Aus Angst vor einem Malignom, einer Ruptur oder einer Torsion werden viele Eierstocktumoren chirurgisch behandelt, berichten Dr. Wouter Froyman von der Universitätsfrauenklinik im belgischen Leuven und Kollegen.

Angesichts der hohen Rate gutartiger histologischer Befunde stellt sich die Frage, ob bei asymptomatischen Patientinnen mit sonografischen Anzeichen der Benignität ein abwartendes Vorgehen gerechtfertigt ist.

Die Studienlage zu diesem Thema ist jedoch lückenhaft. Deshalb haben die Kollegen diese Frage prospektiv untersucht. An der zurzeit noch andauernden IOTA5-Studie – geplant für eine Dauer von fünf Jahren – nehmen mehr als 3000 Frauen mit mindestens einem asymptomatischen bzw. nur gering symptomatischen und sonomorphologisch als gutartig eingestuften Adnexbefund teil.

Etwa 20 % der Tumoren bildeten sich spontan zurück

Bei allen verfolgen die Wissenschaftler eine konservative Managementstrategie mit engmaschigen klinischen und sonografischen Kontrolluntersuchungen. Die Ergebnisse der geplanten Interimsanalyse zeigen: Während eines medianen Beobachtungszeitraums von 27 Monaten bildete sich bei kumulativ rund 20 % der 1919 Patientinnen mit einem während der Rekrutierungsphase neu diagnostizierten Adnextumor der Befund spontan zurück. Chirurgische Interventionen erfolgten in 16 % der Fälle.

Die kumulative Inzidenz von Borderlinetumoren betrug 0,3 % und die der invasiven Malignome 0,4 %. Auch das Komplikationsrisiko war gering: Nur 0,4 % der Tumoren führten zu einer Ovartorsion und 0,2 % rupturierten. Die Studienergebnisse können die Beratungssituation von Patientinnen mit einem benigne imponierenden Ovarbefund erleichtern, so das Fazit der Wissenschaftler. In vielen Fällen ist ein abwartendes Vorgehen gerechtfertigt.

Froyman W et al. Lancet Oncol 2019; 20: 448–458.