Medical Tribune
7. Sept. 2012Basisvoraussetzungen für ein funktionierendes Team

Das Praxisteam motivieren

Haben Sie schon einmal einen Leitwolf gesehen, auf einem Stein sitzend, die Pfote seufzend an der Stirn - und alle laufen, wohin er will? Basisvoraussetzungen für ein funktionierendes Team sind Faktoren wie ein mindestens durchschnittliches Gehalt, ausgewogene Arbeitszeiten und eine überschaubare Teamgrösse.

Gewinnbeteiligung im Praxisteam?

Manche Arbeitgeber lassen die Angestellten auch an erreichten Zielen finanziell partizipieren. Diese Ziele bestehen nicht nur aus IGeL-Zahlen, sondern auch in positiven Rückmeldungen der Patienten bei Umfragen zur Zufriedenheit mit Freundlichkeit, Organisation etc.

Bevorzugte Arbeitszeiten können Sie z.B. jährlich aktualisieren. Es gibt viele Gründe, warum Mitarbeiterinnen Stundenzahl oder Einteilung ab und zu ändern möchten. Ob man immer allen Wünschen gerecht werden kann, ist eine andere Frage. Am besten regelt es das Team eigenständig.

Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter/innen stärken

Hier wird ein weiterer grosser Motivationsfaktor offenbar: eigenverantwortliches Handeln. Voraussetzung: Ihre Fähigkeit und Ihr Vertrauen beim Delegieren. Schliesslich ist einer der Gründe, weshalb Ihnen ihre Arbeit als Niedergelassener Spass macht, auch die Unabhängigkeit von Vorgesetzten. Das ist normal: Was wir selbst in der Hand haben, erledigen wir auf die Weise, die uns liegt. Dann fliesst die Arbeit. Ist sie erfolgreich, stärkt sie das Selbstvertrauen, motiviert und ermutigt.

Vorbild wirkt mehr als Vorschrift

Ein Chef, von dem man mehr lernen kann als schlechte Laune und Gebrüll, wirkt übrigens auch Wunder. Die Leistungsbereitschaft steigert sich enorm, wenn die Praxisleitung täglich zeigt, wie’s geht. Dies ist keine Herausforderung zum Burn-out. Es geht eher um Respekt, Freundlichkeit, Flexibilität und andere Eigenschaften, die man bei seinem Personal gerne sehen möchte.

Falls Sie dabei zu sehr unter Druck geraten, trösten Sie sich mit dem Ausspruch des Kollegen Dr. Gerhard Uhlenbruck: "Ein gutes Vorbild muss so schlecht sein, dass man es auch erreichen kann."

Eine offene Kommunikation gefällt den Mitarbeiterinnen ebenfalls. Was gut ist, wird gelobt. Wichtige Dinge werden im Team besprochen. Ideen setzen die Angestellten nach Absprache untereinander um. Mangelnde Kenntnisse, Fehler oder ungeschicktes Verhalten thematisieren alle offen und sinnen auf Verbesserungen. Es ist vollkommen unsinnig, nur eine "Schuld" festzustellen.

Fehlendes Engagement wird zwar benannt, gegebenenfalls auch in irgendeiner Weise sanktioniert, die Mitarbeiterinnen bleiben aber akzeptierter Teil des Teams. Sonst startet die Sündenbockinitiative, die Betreffende fühlt sich gejagt und verfällt aus Angst in ein endloses Fehlerkarussell. Bei Praxisberatungen wird immer wieder deutlich, dass Angestellte, die schlecht informiert und in das Management nicht einbezogen werden, unter der so empfundenen Missachtung leiden und demotiviert sind. Jeder möchte respektiert und für voll genommen werden.

Auch im kleinen Praxisteam Aufstiegschancen bieten

  • Eine Arztpraxis ist zwar kein grosses Industrieunternehmen, kann aber ehrgeizigen oder lernlustigen Mitarbeiterinnen trotzdem etwas bieten. Haben Sie geklärt, mit welchen Fähigkeiten und Vorlieben der Ehrgeiz verknüpft ist, geben Sie stückweise die Verantwortung für ein bestimmtes Gebiet ab:
  • Eine gewissenhafte Kollegin übernimmt das Hygienewesen – von der Reinigung der Praxis, über den Einkauf der benötigten Produkte, dem Kontakt mit der Reinigungsfee oder der entsprechenden Firma bis zur eigenen Fortbildung über neue Forschungsergebnisse und ihre Umsetzung am Arbeitsplatz.
  • Die eher kreative Angestellte mit leichten Ausfällen zum Chaotentum ist zuständig für Einrichtung und Dekoration der Räume, Kinderspielzeug und eventuelle Glückwunschkarten für Hochbetagte oder Patienten, die Ihnen seit 20 Jahren treu sind.
  • Wer fachlich besonders versiert ist, geht beim Abfassen der Briefe zur Hand, die Sie konzentriert gegenlesen. Loben Sie ambitionierte Angestellte für ihr Engagement.

Benennen Sie Ämter nach Vorbild der Qualibeauftragten mit einem Titel und koppeln Sie die Extraaufgaben mit besserer Vergütung oder anderen Zuwendungen nach Absprache mit Ihrem Steuerberater.

Langfristig wirken Sie durch die Ausprägung eines bestimmten Stils. Ein klarer Stil zeigt, dass man sich auf die Leitung verlassen kann. Nur vereinzelt, statt ständig etwas Neues auszuprobieren, vermittelt Sicherheit. Das Team stellt sich auf die Art der Praxisführung ein. Dazu gehören zum Beispiel Regelmässigkeiten wie Weihnachtsfeier oder eine andere jährlich wiederkehrende Veranstaltung, die man zusammen gestaltet oder erlebt.

Mitarbeiter/innen-Sitzungen sind keine Verkündigungsveranstaltung vom Chef, sondern dienen den Angestellten dazu, Probleme, Ideen und Fragen auf den Tisch zu legen oder sich auf abzeichnende Änderungen vorzubereiten. Das kann ein Praxis­umbau sein, ein Patiententag oder das Abfangen der Härten einer neuen gesetzlichen Regelung, die Bedenken bereitet.

Und wie motivieren Sie sich zum Umsetzen all dieser Tipps? Ein motiviertes Team entlastet die Leitung!