Medical Tribune
31. Juli 2011Meister der Akupunktur

Schmerztherapie per Akupunktur – erst die Schulbank drücken

Akupunktur gehört für viele Schmerzexperten seit jeher zum therapeutischen Standardarsenal. Nachdem in den weltweit grössten Studien zur Nadelbehandlung, den German Acupuncture Trials (GERAC),
der Wirksamkeitsnachweis erbracht wurde, ist die Behandlung seit 2007 bei den Indikationen "chronische LWS-Beschwerden" und "Gonarthroseschmerz" zulasten der GKV möglich.

Frau bei der Akupunktur Behandung
iStock/Alina555

Abgerechnet wird über die Ziffern 30790 und 30791, heisst es auf der Internetseite der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA). Doch zuvor muss die Zusatzbezeichnung Akupunktur der jeweiligen Ärztekammer erworben werden. Dazu ist eine Grundausbildung von 200 Stunden erforderlich (120 Stunden Kursweiterbildung mit praktischen Übungen, 60 Stunden praktische Akupunkturbehandlung und 20 Stunden Fallseminare).

Akupunktur umfasst heute Allergiebehandlung bis Schlaganfalltherapie

Etwa 15 000 bis 18 000 Kolleginnen und Kollegen haben bislang bereits die Zusatzbezeichnung erworben, sagte Privatdozent Dr. Dominik Irnich gegenüber Medical Tribune. Der Anästhesiologe ist Leiter der Schmerzambulanz am Campus Innenstadt der LMU München, leitet das Fortbildungszentrum der DÄGfA und berät Ärztekammern und öffentliche Institutionen.

Ihm als Experten erscheint die für die Zusatzbezeichnung geforderte Ausbildungszeit reichlich kurz. "Um einen unkomplizierten Schmerz an der Wirbelsäule oder am Knie zu behandeln, reichen die 200 Stunden zwar aus", konzediert Dr. Irnich. Aber Akupunktur umfasse mehr. Die Spannbreite reicht heute von der Allergiebehandlung über Laserakupunktur bis zur Elektrostimulation in der Schlaganfalltherapie. "Das geht also über die reine Schmerztherapie hinaus."

Für ein Akupunkturdiplom sollten 350 Ausbildungsstunden das Minimum sein.

Um ein Akupunkturdiplom zu erlangen, würden deshalb international üblicherweise nicht die hierzulande verlangten 200 Stunden, sondern 500 oder noch mehr Stunden Ausbildung gefordert. Die grossen deutschen Fachgesellschaften betrachteten daher zumindest 350 Stunden als notwendig und böten entsprechende zusätzliche Ausbildungsgänge und Diplome an. Manche Anbieter der Schulung zu den A- und B-Diplomen erscheinen Dr. Irnich jedoch zu sehr am Kommerz orientiert.

Daher gibt es für Kollegen, die bereits die Zusatzbezeichnung erworben haben, bei der DÄGfA nun die Möglichkeit, sich in insgesamt 230 Stunden zum "Meister der Akupunktur" zu qualifizieren. Wer sich noch mit anderen asiatischen Heilweisen beschäftigen und damit behandeln möchte, dem steht danach ein weiterer 300-stündiger Ausbildungsgang zum "Meister der Ost-Asiatischen Medizin DÄGfA" offen.

KV verlangt 80 Stunden Ausbildung in Schmerztherapie und  Psychosomatik zusätzlich

Zurück zur reinen Schmerztherapie mittels Akupunktur: Um die Behandlung bei Knie- oder Rückenschmerzen in der GKV abrechnen zu können, verlangt die KV zusätzlich zur Zusatzbezeichnung noch eine weitere Qualifizierung. Dafür sind jeweils 80 Stunden Ausbildung in spezieller Schmerztherapie und in psychosomatischer Grundversorgung zu absolvieren.

Zudem erwartet die KV pro Jahr die Teilnahme an vier Fallkonferenzen zum Thema "chronischer Schmerz", etwa bei entsprechenden Ärztegesellschaften, an Hochschulen oder auch innerhalb von Qualitätszirkeln unter Leitung von KV-anerkannten Moderatoren.

Warum einzig Akupunkturärzte die Zusatzqualifizierung in Schmerztherapie und Psychosomatik machen müssen, ist für Dr. Irnich allerdings "objektiv nicht ganz nachvollziehbar". Denn eigentlich sei doch zu wünschen, dass auch jeder Manualtherapeut oder besser noch jeder Arzt Basiskenntnisse auf diesen Gebieten habe.

Akupunktur: Wer informiert? Wer bildet aus? Berufsverband Deutscher Akupunkturärzte e.V.

Deutsche Akupunktur Gesellschaft Düsseldorf
Goltsteinstr. 26
40211 Düsseldorf
Tel.: 02 11 - 36 90 99
Fax: 02 11 - 36 06 57
deutsche-akupunktur-gesellschaft.de

Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V.
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