Medical Tribune
23. Aug. 2012Nierentransplantation bei Kinder

Nierentransplantierte Kinder: Worauf muss man achten?

Nierentransplantation gelungen, und wie geht es weiter? Nach Organersatz in der Kindheit muss man mit einer Reihe von Problemen rechnen. Hier ist nicht zuletzt die Hilfe des Hausarztes gefragt.

Arbeitslosigkeit gehäuft bei in der Kindheit Transplantierten

Erwachsene, die als Kinder terminal nierenkrank waren, sind doppelt so häufig arbeitslos wie vergleichbar Gesunde, schreiben Professor Dr. Karl-Heinz Schulz und sein Kollege vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf im "Bundesgesundheitsblatt". Vielfach wird über kognitive Störungen und Lernprobleme berichtet, IQ-Messungen fallen schlechter aus (im Mittel zehn Punkte unter der Norm).

Transplantierte Kinder: Compliance schlecht, Abstossungsreaktionen häufig

Studien weisen auf Rückstände in der Autonomieentwicklung, der psychosexuellen und sozialen Entwicklung hin. An körperlichen Symptomen, die die Heranwachsenden begleiten, werden u.a. Kopfschmerzen, Fatigue, Wachstumsstörungen und Gewichtszunahme genannt. Eine besondere Belastung kann die Pharmakotherapie selbst darstellen: Schliesslich müssen die Kinder zwecks Immunsuppression und Behandlung von Komorbiditäten nicht selten mehr als 20 Tabletten täglich einnehmen.

Kein Wunder, dass die Compliance oft katastrophal abschneidet, insbesondere bei den Jugendlichen: Einer Studie zufolge nehmen 65 % ihre Immunsuppressiva unregelmässig ein, 13 % gar nicht. In der Gruppe der Adoleszenten kommt es deshalb signifikant häufiger zu Abstossungen.

Nierentransplantierte Kinder brauchen spezielle Föderung und psychosoziale Betreuung

Dringend erforderlich sei ein Konzept zur Steigerung der Adhärenz, speziell für diese Gruppe, mahnen die Autoren. Auch auf psychische Störungen müsse man stärker achten, so die Kollegen. Neuere Studien weisen darauf hin, dass nierentransplantierte Kinder vermehrt mit seelischen Problemen kämpfen, es besteht eine erhöhte Prävalenz für Depression, Angststörungen und Hyperaktivität.

Angesichts der Tatsache, dass die meisten nierentransplantierten Kinder ohne spezielle Förderung reguläre Schulen besuchen, verwundert es wenig, dass sie gehäuft mit Lern-, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen kämpfen. Die jungen Niereninsuffizienten sollten spätestens im Transplantationszentrum umfassende psychosoziale Beratung erfahren. Unterstützung im persönlichen und schulischen Umfeld steigert die Chance für ein mit einem Gesunden vergleichbares Leben.

Quelle: K.-H. Schulz et al., Bundesgesundheitsblatt 2012; 55: 543-551