Medical Tribune
13. März 2023Stellenwert des Anti-Sklerostin-Antikörpers

Therapie der Osteoporose mit Romosozumab

Die Behandlung mit Romosozumab wird in der Schweiz seit letztem Jahr bei postmenopausalen Frauen mit schwerer Osteoporose und hohem Frakturrisiko erstattet. Welche Frauen am meisten profitieren und was bei der Behandlung zu beachten ist, hat KD Dr. ­Diana Frey, Universitätsspital Zürich, am Rheuma Top 2022 zusammengefasst.

Romosozumab ist in der Schweiz bis 2023 bedingt zugelassen für Patientinnen mit schwerer Osteoporose
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Die Osteoporose zählte zu den wichtigen Themen am Rheuma Top 2022. KD Dr. ­Diana Frey, Leiterin Osteoporose­Zentrum, Universitätsspital Zürich. KD Dr. Frey erinnert an den neuartigen dualen Wirkmechanismus des Anti-Sklerostin-Antikörpers Romosozumab, das über die Hemmung des Wnt-beta-Catenin-Signalwegs sowohl die Knochenneubildung fördert als auch die Knochenresorption hemmt.

Romosozumab wird einmal pro Monat in einer Dosierung von 210 mg, verteilt auf zwei Injektionen, subkutan verabreicht. Nach zwölf Monaten werden die Patienten auf die Weiterbehandlung mit einem antiresorptiv wirkenden Medikament umgestellt, um den mit Romosozumab erzielten therapeutischen Nutzen zu konservieren.

Welche Rolle spielt die Erstlinientherapie?

Obwohl Romosozumab als Erstlinien-Option in Frage kommt, wird es häufig erst nach dem Versagen anderer Therapien eingesetzt. Ob vorgängige Therapien sich auf die Wirksamkeit von Romosozumab auswirken, untersuchten Wissenschaftler im Rahmen einer nichtrandomisierten Beobachtungstudie (1).

Von den Studienteilnehmern waren 55 ohne vorgängige Therapie; die anderen hatten bereits Bisphosphonate (n = 37), Denosumab (n = 45) oder Parathormon (n = 17) erhalten. Alle behandelte man über zwölf Monate mit Romosozumab, gefolgt von Denosumab über zwölf Monate.

Diese Studie zeigte, dass die vorgängige Therapie sich auf den Effekt von Romosozumab auswirkt. Die günstigsten Resultate sah man unter Romosozumab als Erstlinientherapie. Als zweite Wahl bietet sich Romosozumab nach Parathormon oder Bisphosphonaten an. Als am wenigsten wirksam erwies sich Romosozumab, wenn es nach Denosumab gegeben wurde.

Erstattung seit Februar 2022

Romosozumab ist in der Schweiz für die Behandlung postmenopausaler Frauen mit schwerer Osteoporose und hohem Frakturrisiko befristet zugelassen (vorerst bis 04/2023) und wird seit Februar 2022 erstattet.

Eine Kostengutsprache – nach Konsultation des Vertrauensarztes – durch die Krankenkasse ist vorgeschrieben. Die Verordnung muss durch Rheumatologen, Endokrinologen oder Spezialisten für Knochenerkrankungen erfolgen.

Eine Kontraindikation besteht bei Osteoporose-Patienten mit Myokardinfarkt oder Schlaganfall in der Anamnese. Für die Erfüllung der Limitatio muss einer der folgenden drei Punkte zutreffen:

  • bei einem imminenten Frakturrisiko, gleichbedeutend mit einer vorangegangenen osteoporotischen Fraktur (Wirbel, Hüfte, Becken oder Humerus) innerhalb der letzten 24 Monate, in Verbindung mit einem T-Score ≥ 3,5 (gemessen an Hüfte oder Wirbelsäule)
  • bei mindestens zwei typischen osteoporotischen Frakturen
  • bei einem sehr hohen Frakturrisiko gemäss der Schweizerischen Vereinigung gegen Osteoporose (SVGO; 2020). Dies ist gleichbedeutend mit einer 10-Jahres-Wahrscheinlichkeit für eine signifikante osteoporotische Fraktur, die mindestens 20 Prozent über der Behandlungsschwelle liegt.

Kann Romosozumab den Rebound-Effekt verhindern?

Bei Patienten, die mit Denosumab behandelt wurden, kann es nach dem Absetzen zu einem Rebound-Effekt, mit beschleunigtem Verlust der Knochendichte und erhöhtem Risiko für multiple Wirbelfrakturen, kommen. Daher war von Interesse, ob Romosozumab dies verhindern könnte.

Ein 2020 publizierter Fallbericht einer 60-Jährigen widerspricht dieser Annahme: Nach Absetzen von Denosumab konnte eine Weiterführung der Therapie mit Romosozumab multiple, spontane vertebrale Frakturen nicht verhindern (2).

Allerdings handelt es sich um einen Einzelfall, mit einer Reihe ungünstiger, eventuell prädisponierender Faktoren. So wurde Romosumab erst neun Monate nach der letzten Dosis von Denosumab gestartet. Daher bleibt offen, ob das Outcome anders gewesen wäre, hätte man Romosozumab nicht erst verabreicht, als der Rebound bereits im Gang war, so KD Dr. Frey.

Kontraindikationen und Warnungen beachten

Trotz inzwischen umfangreicherer Daten ist die Rolle von Sklerostin bei kardiovaskulären Erkrankungen unklar. Daher ist weiterhin die Warnung resp. Kontraindikation (vorangegangener Myokardinfarkt oder Schlaganfall) bei der Verordnung von Romosozumab zu beachten. Bei entsprechender Risikofaktorenkonstellation muss ebenfalls der potenzielle Nutzen gegen das mögliche Risiko sorgfältig abgewogen werden, so das Fazit von KD Dr. Frey.

Referenzen

  1. Ebina K et al. Effects of prior osteoporosis treatment on the treatment response of romosozumab followed by denosumab in patients with postmenopausal osteoporosis. Osteoporos Int. 2022 Aug;33(8):1807-1813. doi: 10.1007/s00198-022-06386-y
  2. Masafumi K. Bone Rep 2020, June 5; 13.