Medical Tribune
13. Sept. 2022Verlängerte KRd-Gabe als neuer Standard?

Multiples Myelom: Lenalidomid-Erhaltung wackelt

Werden Erkrankte mit Multiplem Myelom nach auto­loger Stammzelltransplantation mit Carfilzomib, Lenalidomid und Dexamethason behandelt, erhöht sich das PFS signifikant im Vergleich zu einer alleinigen Lenalidomid-Erhaltung – so die Ergebnisse der ATLAS-Studie. Damit könnte sich ein neuer Standard ergeben.

Die absolute Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt rund 40 Prozent bei Menschen mit MM.

Die Erhaltungstherapie mit Lenalidomid nach einer autologen Stammzelltransplantation (ASCT) ist mittlerweile Standard für Patienten mit Multiplem Myelom. Studien deuten aber darauf hin, dass eine verlängerte Gabe der Kombination aus Carfilzomib, Lenalidomid und Dexamethason (KRd) nach der ASCT einen Vorteil bringt.

Tieferes Ansprechen und längeres PFS

Durch die Kombination wird offenbar das Ansprechen vertieft und das progressionsfreie Überleben verlängert. Das Team um Dr. Dr. Dominik Dytfeld, Poznan University of Medical Sciences, Posen, verglich daher in der Phase-III-Studie ATLAS eine Post-Transplantat-Behandlung mit KRd vs. Lenalidomid vor der eigentlichen Erhaltungstherapie (1).

Eingeschlossen und auswertbar waren 178 Erkrankte mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom, die maximal 100 Tage nach der ASCT in die beiden Arme – KRd oder Lenalidomid für 36 Zyklen – randomisiert und im Anschluss mit einer Lenalidomid-­Erhaltung behandelt wurden.

Eine Ausnahme bildeten Personen mit zytogenetischem Standard-Risiko, die nach sechs Zyklen eine MRD-Negativität erreichten: Sie wechselten bereits nach dem achten Zyklus zur Lenalidomid-Erhaltung (n = 34). Die Mehrheit der Betroffenen war mit einer Induktion aus VTD (Bortezomib/Thalidomid/Dexamethason) oder VCD (Bortezomib/Cyclophosphamid/Dexa­methason) behandelt worden.

Nach einem medianen Follow-up von 33,8 Monaten traten 23 verglichen mit 38 PFS-Ereignisse in Prüf­arm vs. Kontrolle auf. Das mediane PFS betrug damit 59 Monate vs. 41,1 Monate (HR 0,56; p = 0,026), wie der Referent ausführte. Die meisten der analysierten Subgruppen profitierten von KRd.

MRD-Status auch hier als Prognosemarker

Nach dem sechsten Zyklus erzielten mit 44 vs. 27 Prozent mehr Patienten aus dem experimentellen Arm eine MRD-Negativität gemäss den IMWG-­Kriterien.

Der Experte hob die Bedeutung einer MRD-gerichteten, risikoadaptierten Erhaltung hervor: In der Gesamtpopulation mit Standard­risiko wurde der Median in der experimentellen Gruppe nicht erreicht und betrug 65,4 Monate unter alleinigem Lenalidomid (HR 0,44). Bei Erkrankten mit Standardrisiko, die nach sechs Zyklen eine MRD-Negativität aufwiesen, verringerte sich das Risiko für Progression oder Tod weiter mit einer Hazard Ratio von 0,23 (p = 0,01).

Zum Zeitpunkt der Datenanalyse waren 20 (11,2%) Patienten gestorben – neun im Prüfarm und elf in der Kontrollgruppe. Das mediane OS wurde unter KRd nicht erreicht und betrug unter alleinigem Lenalidomid 81,8 Monate (HR 0,92; p = 0,86).

Die Teilnehmer vertrugen die Behandlung in beiden Gruppen gut, sagte Dr. ­Dytfeld. Die Nebenwirkungen ähnelten den bisher für diese Behandlung berichteten Toxizitäten. In der Kontrolle traten geringfügig mehr Neutropenien auf, während Patienten unter KRd etwas häufiger an Infektionen litten. Unterschiede in kardiovaskulären oder neurologischen unerwünschten Ereignissen gab es nicht.

Premiere für KRd

Für Dr. Dytfeld ist ATLAS die erste randomisierte Phase-III-Studie, in der eine verlängerte Post-ASCT-Gabe von KRd zu einem besseren PFS im Vergleich zu einer Erhaltungstherapie mit alleinigem Lenalidomid führte. Die MRD-gerichtete, risikoadaptierte KRd-Erhaltung könnte sich damit dem Experten zufolge als Standard etablieren.

Referenz