Medical Tribune
2. März 2022Herz-Kreislauf-Frühwarnsystem

Apolipoprotein-Dysbalance Jahre vor kardiovaskulären Ereignissen nachweisbar

Schon rund 20 Jahre vor einem schweren kardiovaskulären Ereignis (MACE) geraten die Cholesterintransporter ApoB und ApoA-1 aus dem Gleichgewicht. Genug Zeit um zu reagieren, meinen die Autoren einer neuen Studie (1).

Bluttest Probe
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Bisher galt als wichtigster Dys­lipidämie-Risikomarker das LDL-Cholesterin. Aber auch das Non-HDL-Cholesterin und ApoB, welches als Transportprotein für potenziell atherogene Lipoproteinpartikel – zum Beispiel LDL, VLDL und IDL – fungiert, haben eine hohe prognostische Relevanz im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Komplikationen.

ApoA-1, das Transportprotein für die protektiven HDL-Partikel, sowie das Verhältnis zwischen beiden Transportern, die sogenannte ApoB/ApoA-1-Ratio, hielten dagegen bislang noch keinen Einzug in die internationalen Leitlinien.

Transporter schon 20 Jahre vor einem kardiovaskulären Ereignis auffällig

Dies könnte sich jedoch bald ändern, zumindest wenn es nach einer neuen Studie geht. Die schwedische Kohortenstudie AMORIS schloss 137 100 Männer und Frauen mit leerer Myokard­infarkt- und Schlaganfall-Anamnese im Alter zwischen 25 und 84 Jahren ein. Bekannt waren zudem Informationen zum Lipidstatus inklusive ApoB und ApoA-1.

Im Verlauf der im Schnitt folgenden 18 Jahre kam es innerhalb des untersuchten Kollektivs insgesamt zu 22 473 MACE-Ereignissen. Dazu zählten nichttödlicher Myokard­infarkt, Schlaganfall und Herztod. Bei beiden Geschlechtern prädisponierten sowohl eine hohe ApoB-Konzentration als auch eine hohe ApoB/ApoA-1-Ratio zu Beginn der Studie für Herz-Kreislauf-Komplikationen. Gleiches galt für niedrige ApoA-1-Spiegel, welche den ApoB-Effekt potenzierten. Zudem beobachteten die Forscher, dass sich mit steigender ApoB/ApoA-1-Ratio der Zeitpunkt des MACE-Eintritts nach vorne verlagerte.

Erste Auffälligkeiten der ApoB/ApoA-1-Balance traten bei den Studienteilnehmern damit bereits rund 20 Jahre vor den kardiovaskulären Ereignissen in Erscheinung, warnen die Forscher. Wird auf diesen Umstand frühzeitig reagiert, könnte dies vermutlich viele Leben retten.

Referenz