Medical Tribune
7. Feb. 2022Nach schwerer Geburt

Wie sich die mütterliche Gesundheit postpartal schützen lässt

Schwangerschaftskomplikationen bedrohen nicht nur die Entwicklung der Kinder, sondern erhöhen auch die Gefahr für kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen für die Mütter. Ein aktueller Review schlägt Massnahmen vor, mit denen sich gegensteuern lässt.

Eine Frau hält die Hand eines Neugeborenen
iStock/x-reflexnaja

Zu den typischen Schwangerschaftskomplikationen gehören Gestationsdiabetes, vorzeitige Entbindung, vermindertes Wachstum des Fetus und Hochdruckerkrankungen wie (Prä-)Eklampsie. Betroffene Frauen laufen Gefahr, noch Jahre nach der Entbindung eine kardiometabolische Störung zu entwickeln, z.B. Hypertonie, KHK, Herzinsuffizienz, Hypercholesterinämie oder Typ-2-Diabetes.

Frauen nach Schwangerschaftskomplikationen an den Hausarzt überweisen

Die Ursachen der Zusammenhänge sind noch nicht vollständig geklärt, so das Autorenteam des Reviews in Jama Cardiology. Teilweise spielt wohl die Genetik eine Rolle, etwa beim Gestationsdiabetes, der später zu Diabetes Typ 2 führen kann, oder den hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen, die sich später zu einer bleibenden Hypertonie verfestigen können.

Die US-Fachgesellschaft für Geburtshilfe rät jedenfalls dazu, Frauen mit komplizierten Schwangerschaften innerhalb von drei Monaten nach Entbindung ausführlich zu evaluieren. Das umfasst die Frage nach Risikofaktoren, eine Ernährungsanamnese und auch Laborwerte wie Blutzucker, Blutfette und eine eventuelle Mikroalbuminurie. Danach sollten die Gynäkologen die Betroffenen an den Allgemeinmediziner zur weiteren Betreuung überweisen – was aber in der Realität oft nicht stattfindet.

Nach einem Gestationsdiabetes präventive Massnahmen ergreifen

Veränderungen des Lebensstils stellen – wie üblich – einen wichtigen Eckpfeiler der Prävention dar. Dabei helfen vor allem Gewichtsabnahme und körperliches Training eine chronische Hypertonie und einen Diabetes Typ 2 zu vermeiden. Abgesehen von diesen allgemeinen Massnahmen scheint betroffenen Müttern das Stillen helfen, ihr Diabetesrisiko zu senken. So erkrankten etwa stillende Frauen mit Gestationsdiabetes in den ersten zwei Jahren post partum seltener an einer manifesten Zuckerkrankheit – und zwar umso seltener, je intensiver sie gestillt hatten.

Metformin so effektiv wie strikte Lebensstiländerung

Nicht so klar ist, was man medikamentös tun kann. Es gibt z.B. keine spezifischen Empfehlungen zur Blutdruckeinstellung nach einer hypertensiven Erkrankung in der Schwangerschaft. Metformin allerdings senkt nach Gestationsdiabetes die Gefahr für einen Typ-2-Diabetes – in ähnlicher Grössenordnung, wie strikte Änderungen des Lebensstils es vermögen.

Referenz

Jowell AR et al. Interventions to Mitigate Risk of Cardiovascular Disease After Adverse Pregnancy Outcomes: A Review. JAMA Cardiol. 2021 Oct 27. doi: 10.1001/jamacardio.2021.4391.