Medical Tribune
23. Sept. 2020Viele Patienten gefährden sich selbst und andere

Akute affektive Episode bei bipolarer Störung

Der ein oder andere hat sicher schon einmal an sich beobachten können, wie er sowohl die Höhen einer Ekstase als auch die Tiefen einer Melancholie durchlebt und vielleicht sogar «genossen» hat. Solche Stimmungsschwankungen gehören zum Leben dazu und machen manchmal dessen den Reiz aus. Mit den Depressionen und Manien, die Menschen mit bipolarer Störung durchleben müssen, hat das jedoch nichts zu tun. Für sie ist dieser extreme Gegensatz mehr als Pathos.

Bipolare psychische Gesundheit
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Wiederkehrende Wechsel von (Hypo-) Manien und Depressionen zeichnen das Bild der bipolaren Störung. Haben Betroffene zumindest eine vollständige, d.h. die normale soziale und berufliche Funktion störende, manische Episode und zusätzliche depressive Episoden erlebt, wird die Diagnose der bipolaren Störung vom Typ 1 gestellt. Dominiert hingegen die Depression und kommt es «nur» zu hypomanen Phasen, handelt es sich um den Typ 2. Als drittes nennen der Psychiater Professor Dr. Andre­ F. Carvalho­ von der University of Toronto und Kollegen die Zyklothymia, bei der sich hypomane und depressive Perioden abwechseln. Im Gegensatz zu einer bipolaren affektiven Störung sind die Symptome deutlich schwächer ausgeprägt.

Himmelhoch jauchzend

Eine manische Episode belastet die Betroffenen und ihr Umfeld mit einer Fülle von Symptomen. Allen gemein ist die Übersteigerung: Grössenwahn, Redseligkeit, unverhältnismässige Geselligkeit, Irrationalität. Es wird viel Geld ausgegeben, immerzu muss etwas passieren, wenige Stunden Schlaf reichen. Bis zu drei Viertel der Erkrankten berichten von psychotischen Symptomen wie Halluzinationen.

Der Leidensdruck mit einer bipolaren Störung ist immens. Zudem müssen die Betroffenen meist noch mit weiteren Erkrankungen klarkommen, psychischen wie körperlichen. Fast drei Viertel der Patienten sind mit begleitenden Ängsten konfrontiert, über die Hälfte muss sich mit Substanzmissbrauch herumschlagen, und mehr als jeder Dritte von ihnen bekommt zusätzlich die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung gestellt. Körperlich dominieren das metabolische Syndrom (37 %), Migräne (35 %), Übergewicht (21 %) und der Typ-2-Diabetes (14 %).

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