Medical Tribune
27. Aug. 2018

Heilende Hände gegen Lumbalgie

Um den Einfluss der Chirotherapie auf untere muskuloskelettal bedingte Rückenschmerzen genauer zu erfassen, starteten US-Forscher eine Vergleichsstudie.1 750 Soldaten im mittleren Alter von 30,9 Jahren mit akuter oder chronischer Lumb­algie nahmen teil. Eine Hälfte erhielt die gewöhnliche Therapie mit NSAR und Physio. Die andere Hälfte bekam zusätzlich chirotherapeutische Anwendungen wie spinale Manipulation und andere manuelle Behandlungen, elektrische Muskelstimulation, Kälte- oder Wärmebehandlung sowie Empfehlungen für Rückenübungen. Am Ende der sechswöchigen Behandlungsphase zeigten sich deutliche Unterschiede zugunsten der Chirotherapie.

Damit einer profitiert, müssen sechs behandelt werden

So verbesserte sich die Rückenfunktion bei 63 % der Patienten signifikant und klinisch relevant. Mit der üblichen Behandlung gelang dies nur in 47 % der Fälle. Die Number Needed to Treat (NNT) lag damit bei ungefähr 6. Auch Schmerzen gingen stärker zurück: 58 % der Patienten erreichten eine bedeutsame Schmerzlinderung, verglichen mit 33 % bei herkömmlicher Therapie. Patienten profitierten auch noch sechs Wochen nach Ende der Chirotherapie davon.
Die Grösse der Studie und der hohe Anteil an Probanden, die die Intervention über die kompletten sechs Wochen abschlossen (90 %), sprechen für ein bedeutsames Ergebnis, schreibt Dr. Daniel C. Cherkin, Kaiser Permanente Washington Health Research Institute, Seattle, in seinem Kommentar.2 Als einschränkend betrachtet er u. a. die mangelnde Randomisierung und die fehlenden Langzeitergebnisse.

Erwartungshaltung der Patienten mischt mit

Zudem sei noch nicht abschliessend geklärt, welche Mechanismen dem Erfolg der chirotherapeutischen Behandlungen zugrunde liegen. Neben Spezialmassnahmen wie Elektro-, Wärme- und Kälteanwendungen, die Chiropraktiker häufiger anwenden als Spitalärzte, spielt möglicherweise die fachliche Spezialisierung der Therapeuten auf Rückenprobleme eine wichtige Rolle, so Dr. Cherkin. Des Weiteren könnte die Erwartungshaltung der Patienten an Zusatzbehandlungen das Ergebnis günstig beeinflusst haben.

1. Goertz CM et al. JAMA Network Open 2018; 1: e180105.
2. Cherkin DC. A. a. O.: e180106.